Ein Künstler erschafft sein Werk meist unter Rückzug vom äußeren Leben und in dem speziellen Umfeld, das er zum effektiven Arbeiten braucht. Wenn zwei Künstler aus unterschiedlichen Bereichen schließlich aus diesem Rückzug wieder hervortreten und sich in einer gemeinsamen Schöpfung zusammentun, entsteht etwas Besonderes: Ein Werk, dessen Botschaft auf mehr als nur einem Weg zum Betrachter transportiert wird. Unter dem Motto „Malerei & Wortkunst in traumhafter Symbiose“ bündeln die österreichische Malerin Theresa Hültner und ich selbst, die WortMalerin, unsere Talente nun zu einem mehrdimensionalen Gesamtwerk.

Wortkunst als Sprachrohr der Malerei

Bild: Theresa Hültner, Acryl auf Leinwand 138×143 cm

Im Rahmen dieses Projekts schreibe ich als Wortkünstlerin Texte zu einem von Theresa Hültner geschaffenen Bilderzyklus. Ziel ist es, eine mögliche, den Bildern innewohnende Botschaft herauszuarbeiten und dem Betrachter in Form einer literarischen Interpretation zur Verfügung zu stellen. Dabei lasse ich mich sowohl von etwaigen Hinweisen der Malerin, als auch von meiner Fantasie und meinem persönlichen Gespür für die Bildsymbolik führen. Die Besonderheit von Theresa Hültners Bildern (Acryl auf großformatiger Leinwand) besteht nicht nur in der tief beeindruckenden Darstellung surrealer Landschaften, sondern auch in der Art und Weise ihrer Entstehung.

Die Malerin verarbeitet in ihren Werken die ungewöhnlichen Motive, von denen sie nachts träumt. Im Laufe der letzten Jahre sind auf diese Weise bereits über 70 Bilder entstanden, die bis dato noch nicht ausgestellt worden sind. Über unsere kreative Zusammenarbeit erzählt Theresa Hültner:

„Ich male, was ich träume. Nachts, wenn ich schlafe, kommen die Bilder. Ich muss mir keine Gedanken machen, welches Motiv ich malen möchte. Die Bilder kommen mit großer Wucht und Heftigkeit, aber fast immer kommentarlos. Die Gedanken, also Erklärungen, kommen von Andrea Maier, als wäre sie das Sprachrohr der Bilder. Andrea Maier dringt in die tiefsten Tiefen der Seele vor. Somit sehe ich ihre Texte als Ergänzung. Wenn ich die ‚Bildermacherin‘ bin, dann ist Andrea Maier die ‚Bilderleserin‘.“ (Theresa Hültner)

Harmonie von Bild & Sprache

Bild: Theresa Hültner, Acryl auf Leinwand, 100×80 cm

Im Rahmen meiner Arbeit als Wortkünstlerin zählt das Beschreiben oder Interpretieren von Malerei zu meinen Favoriten des textlichen Gestaltens. Die zunächst visuelle Kontaktaufnahme mit einem Bild führt mich sehr schnell auf die intuitive Ebene, wo ich seine Atmosphäre erspüre, die enthaltenen Symbole analysiere und eine Aussage daraus forme. Der Zeitraum, innerhalb dessen sich mir ein Bild erschließt und ein Text dazu entsteht, variiert stark. Während eine Art Bestandsaufnahme gleich beim ersten Betrachten des Bildes erfolgt, zeigt sich mir meist erst beim Schreiben die Gänze dessen, was das Bild mir alles zu erzählen hat. Stück für Stück fügen sich dann die Informationen zu einem Text, dessen Charakter sehr unterschiedlich ausfallen kann. So entsteht Wortkunst in Form von Kurzprosa, Gedichten, Dialogen oder Deutungen, die den Betrachter durch das Bild führen. Das Ergebnis ist ein sich ergänzendes, harmonisches Gesamtwerk aus Bild und Sprache.

Malerin Theresa Hültner

Wer schon einmal in den visuellen Genuss der geheimnisvollen, lyrischen Landschaften gekommen ist, mit denen Theresa Hültner ihre Leinwände beseelt, wird sich vielleicht jetzt schon darauf freuen, mehr von ihnen zu Gesicht zu bekommen. Insofern ist es unser gemeinsames Ziel, diesen Traumbilderzyklus und seine literarischen Deutungen möglichst bald auch dem kunstinteressierten Publikum zur Verfügung zu stellen.

Hier geht’s zum Buch: https://wortmalereien.com/mondlichtzimmer-buch/

Über Theresa Hültner

Geboren in Wagrain im Salzburger Land, lebte und arbeitete Theresa Hültner in Bayern. Als äußerst vielseitige Künstlerin hatte sie im Laufe der Jahre Technik und Stil ihrer Malerei verändert und zuletzt den Traumbilderzyklus erschaffen. (Theresa Hültner verstarb am 29.12.2020.)

Über Andrea E. Maier

In ihren farbreichen Texten blickt Andrea E. Maier hinter die Kulissen des Vordergründigen, um das Wesentliche zu erforschen. Die in Wien geborene Wortkünstlerin lädt ihre Leser ein, die Grenzen ihrer Vorstellungskraft auszuloten und das Leben auch einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten als der gewohnten. Website: wortmalereien.com

Fotos (Portraits und Bilder): Christoph Daab