Eine Erinnerung

Jener eine Tag
an dem der Pfeil deiner Worte
mich zum tausendsten Mal ins Mark traf
als ich aufheulte unter dem Schmerz
meiner Verwundung und meines Zorns
und wieder einmal bitterheiße Tränen vergoss
das war ein guter Tag

An jenem Tag
fühlte ich zum ersten Mal
den wunden Punkt tief in mir selbst
in dem deine vergiftete Pfeilspitze steckte
und mich fast in den Wahnsinn trieb
Ich konnte deutlich spüren
dass dieser wunde Punkt schon da war
noch bevor die Giftpfeilspitze deiner Lieblosigkeit
sich in ihn bohrte
um mich an ihn zu erinnern

Ja, das war ein guter Tag
weil ich nun endlich wusste
dass nicht du es bist
der mich verwundet
der mich bluten lässt
dessen Giftpfeilworte mich schmerzen
sondern meine eigene uralte Wunde
die ich so tief in mir selbst verborgen hatte
dass ich nichts mehr von ihr wusste

Ich wandte mich also
dieser schmerzenden Wunde zu
wie einer alten Tür
und öffnete sie sehr zaghaft
Was ich darin vorfand
ließ mich erstaunen:
Es war schlicht und einfach
die Überzeugung
ich wäre nicht gut genug

An jenem Tag wusste ich
von nun an würde nicht alles anders
aber vieles besser werden
und ich konnte die Macht zu mir zurücknehmen
die ich dir über mich gegeben hatte
Deine Worte waren nur eine Erinnerung an etwas
das ich in meinem Innersten trug
und das mich schmerzte
wie ein Dorn

Wenn man so will
warst es letztlich du
der mir meine Erinnerung
an mich selbst zurückschenkte

Es war an jenem Tag
als ich die Kraft fand mich aufzurichten
und dich zu verlassen
Nicht weil ich dir grollte
(ich konnte dir sogar ein klein wenig verzeihen)
nicht weil ich dich nicht mehr liebte
(ich liebe dich auch heute aus der Ferne noch)
sondern weil ich erkannt hatte
dass meine Überzeugung eine Lüge war
der ich nicht länger glauben musste
weil ich gut genug
und weil ich es wert bin
in Frieden zu leben

wortmalereien.com
Titelbild: pixabay.com

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