Die Magie weiblicher Intuition

Geschärften Sinnes und mit funkelklarem Auge
sehen sie Dinge, lange bevor
die anderen sie auch nur erahnen.
Beobachten still, spüren tief, kombinieren klug.
Wissen um etwas, das so wenig greifbar ist
wie das bläuliche Schimmern
auf schwarzglänzenden Rabenfedern.
Dennoch spiegelt es sich überall dort,
wo die Rabenfrauen verweilen.

Sie sind nicht immer gern gesehen
und manchmal schief beäugt,
weil sie so einiges zu sagen haben,
das keiner hören mag.
Weil sie alles auf ihre eigenartige Weise tun,
egal was die Leute denken.

Weil sie ihren Finger in die offene Wunde legen
und vernehmlich krächzen,
wenn ihnen das weltliche Treiben zu bunt wird.
Dennoch, sie sind vorsichtig geworden,
haben ihre Lektion wohl gelernt.
Sie harren geduldig ihrer Zeit, die kommen wird,
aufmerksame Wächterinnen des Vergessenen.

Fürchte dich nicht vor den Rabenfrauen.
Schwarz ist ihr Gewand, rabenhaft dunkel ihr Blick,
doch tragen sie das sanfte Blau
der Grenzenlosigkeit in ihrem Innersten.

Sie werden da sein, wenn wir sie brauchen,
um uns weise Wege zu zeigen,
die keiner mehr zu gehen wagt,
und neue, seltsame Tore öffnen,
an deren Schwellen die blaue Blume wächst.

aus dem Buch:
Mondlichtzimmer