Als mir unsere Haut zu eng wurde
und ich meine auszog wie ein altes Kleid
ließ ich dir ein Universum zurück
erloschenen Raum
und ein Paar Seidenpantoffeln
um es warm zu haben ohne mich
Auch ein Licht ließ ich dir zurück
ewiges Flämmchen in deiner hohlen Hand
und bat dich, mir nicht zu folgen
aber mich mit dem Blick dennoch zu suchen
und mich nicht aus deinen lieben Augen zu lassen
Ich bat dich, nicht zu warten
und mich dennoch in deine Gedanken einzuweben
und bot dir die gläserne Fadenspule
meines Vertrauens als Geschenk
Du nahmst sie an
Nun bin ich schon so lange fort
jage Fabelwesen und Traumbildern hinterher
Du bist hier geblieben
und deine lieben Füße warm
und dein ferner Blick hält mich sanft
und niemals zu fest
ein ganzes Universum lang
Irgendwie kann ich dich leichter lieben
kann ich leichter atmen
hier drüben
aus dem anschmiegsamen Schatten
meines kleinen Planeten
wortmalereien.com
Titelbild: pixabay.com
Wie ich mich doch ändere: Heute habe ich Deinen Text noch einmal gelesen und die Weiblichkeit, das weibliche Urprinzip oder den weiblichen Aspekt einer Seele darin erkannt, auch die Fesseln und Ketten, die unser Menschsein zurzeit von den zugrundegelegten Erfahrungen abhalten will. Doch Deine Wortmalerei ermöglicht den befreiten Gedanken, einem Schlüsselloch ähnlich doch viel mächtiger, einen Zufluchtsort zu sehen, der jenseits von Macht und Übergriffen auf uns wartet. Dort wollen wir uns [alle] treffen und unsere Farben und Melodien austauschen.
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Es ist schön, zu erkennen, dass man mit 64 noch immer Entwicklung erfahren darf und mit solchen Texten eine Vision oder Resonanz erfährt, der man gerne folgen will.
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Mit einem lieben Gruß
Mischa
Die echte Person!
Vielen lieben Dank, Mischa, für Deine herzoffenen Zeilen. Es ist schön zu sehen, wie diese WortMalerei Dich inspiriert, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. Wie sie offenbar immer wieder andere Bereiche der Seele anrührt und neue Impulse gibt. So ist das mit Poesie – sie rührt das an, was gerade gesehen und gefühlt werden möchte. Und ja – ich wünsche mir auch, niemals damit aufzuhören, meine Perspektiven zu verändern, solange ich lebe. Was gestern war, ist morgen vielleicht schon nicht mehr wahr.
Es klingt ein wenig traurig, selbst wenn ich vom Zauber des Loslassens weiß.
Doch fühle ich, dass dieser sanfte Schatten aus der Vergangenheit kommt, trügerische Sicherheit suchend, ein
Versprechen zur Partnerschaft als lebenslang gültig erfahren, in den Grenzen von Geburt und Tod denkend.
Wie nach einer Reihe trüber Tage die Sonne wiederkehrt so ist auf dem Lebensweg auch die eigentliche Natur
des Menschen nie erloschen, die Vision Deiner Worte ermöglichen eine Öffnung hin zum Leben, mit Respekt
vor der Änderung, im Fluß der unendlichen Liebe. So wird die anfangs empfundene kleine Traurigkeit zu einem Moment
der Erfahrung. Die Entscheidung, welchen Weg man gehen möchte, fällt sicher nicht leicht, die individuelle
Erwägung ist meine ureigene, ich trage die Verantwortung.
Mit einem lieben Gruß
Mischa