Ich weiß nicht wirklich viel von dir. Ob du immer da bist oder nur dann, wenn ich dich rufe. Wie du aussiehst. Ob du Flügel hast und ein Gesicht oder gar nichts von all dem, was wir Menschen uns über euch ausmalen. Ich weiß auch nicht, ob ich immer hören kann, was du mir sagen möchtest, ob deine Sprache dieselbe ist wie meine oder ob sie vielleicht sogar ganz ohne Worte auskommt. Eines weiß ich aber, dass ich dich manchmal fühlen konnte. Meist waren das Momente, in denen ich nahezu an mir selbst scheiterte oder an dem, was das Leben für mich bereithielt. Dann war es, als würde mir ein liebevoller Freund die Hand auf die Schulter legen und sagen: „Du bist viel stärker, als du glaubst.“

Ihr Engel seid wahrlich nicht immer bequem. Ich glaube fast, ihr liebt es, uns herausgefordert zu sehen. Manchmal legt mir das Leben ein Hindernis, einen Stolperstein in den Weg. Oder stößt mich mit der Nase auf etwas, wo ich viel lieber nicht genauer hinsehen würde. Dann habe ich den Eindruck, du stehst mit verschränkten Armen und schmunzelnd daneben und sagst: „Jetzt mach mal!“ Wahrscheinlich, weil du mich besser kennst als ich mich selbst und weißt, was ich alles schaffen kann. Wenn es mir nur nicht immer so schwer fiele, meinen Kopf auszuschalten und zu vertrauen. Doch gerade dann, wenn meine Selbstzweifel am größten sind und ich am liebsten alles hinschmeißen würde, weil ich glaube, mir gelingt ja doch nichts, ist da wieder deine Stimme. Leise, aber eindringlich flüstert sie mir zu:
„Du kannst viel mehr, als du glaubst.“

Zu den dunkelsten Stunden aber gehören jene, in denen ich mich selbst verloren habe. Blind vor Selbstmitleid und Groll stolpere ich dann durch die Welt und fühle mich wie abgeschnitten von allem um mich herum, fest davon überzeugt, dass mich ohnehin niemand leiden kann. Schlimmer noch, ich kann mich dann selbst nicht mehr leiden. Wärst da nicht du. Als Botschafter einer viel größeren und liebevolleren Macht, als ich sie mir jemals vorstellen kann, gibst du mir geduldig zu verstehen: „Du wirst viel mehr geliebt, als du glaubst.“

Es ist schön zu wissen, dass du da bist, lieber Engel, wo und was auch immer du bist. Auch wenn ich nicht viel von dir weiß – danke für deine Begleitung.

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