Manchmal kitzelt ihn das Licht seiner Intuition wie eine empfindliche Vorahnung. Sie möchte sein schlafendes Bewusstsein wecken, ihn auf etwas Wichtiges hinweisen. Unbequem, dieses Kitzeln! Er will lieber seine Ruhe, um unbehelligt weiterzudösen.

Er bevorzugt die soliden Konstrukte des Rationalen, die er sich erschaffen hat, um sich die Welt zu erklären. Sie geben ihm sicheren Halt, sind greifbar und vernünftig, wie man so schön sagt, und ein sicheres Fundament.

Oder doch nicht?

Herrje, es lässt ihm keine Ruhe, dieses Gefühl! Da juckt es in seinem Augenwinkel, rumort in seinen Eingeweiden und möchte, dass er hinsieht. Sieh hin! Etwas sagt ihm, da wird gleich was geschehen. Da ist etwas, das solltest du wissen.

Das Lichtfeld seiner Ahnung dehnt sich aus und rückt in bedrohliche Nähe. Gleich wird er von ihm erfasst! Jetzt nützt es ihm bald nichts mehr, vor dem Bollwerk seines Verstandes zu verharren und sich mit dem Blick an ihm festzukrallen, als wäre es die Rettung vor dem sicheren Tod durch Erkenntnis.

Also nimmt er zum Letzten Zuflucht, das ihm noch bleibt und springt kopfüber in den blauen Tümpel seiner Unterwelt, den Schlaf! Ja, so ist es gut. Schlafen tröstet. Schlafen lenkt ab. Schlafen ertränkt jedes mulmige Gefühl. Nur nicht hinsehen.

Und bis er aufwacht, hat sich die lästige Vorahnung schon wieder verflüchtigt wie Nebelschwaden in der warmen Morgensonne.

aus dem Buch:
Mondlichtzimmer